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AutorenbildChristian Decker

Wir müssen reden: Umgang mit Andersdenkenden.

Kunstvolle Darstellung von Personen mit unterschiedlichen Meinungen

Konflikte und Meinungsverschiedenheiten gehören einfach zum Alltag. Im DACH-Raum alleine gibt es mindestens 100 Millionen unterschiedliche Ansichten, Perspektiven, Meinungen und Sichtweisen. Und auch wenn sich das im Wahlkampf oder auf der Titelseite besser verkaufen lässt, die eine richtige Problemlösung gibt es einfach nicht. Unsere Welt ist nicht schwarz oder weiß, nicht richtig oder falsch, nicht A oder B, sondern bunt, komplex und "irgendetwas dazwischen". 


Jetzt kann man natürlich sagen: "Sollen halt alle so tun, wie sie wollen." Radikale Individualität und "Let's agree to disagree" als Konfliktlösung sozusagen. Als Gesellschaft sind wir aber langfristig nur dann erfolgreich, wenn wir uns dann doch hin und wieder auf gemeinsame Spielregeln und eine Zielrichtung einigen. Und damit das gelingt und wir Konflikte sogar als Wachstumschance sehen, gibt es hier eine Anleitung für das nächste Gespräch mit Andersdenkenden in sechs Schritten: 


1. Akzeptiere Meinungsverschiedenheiten. 


Wenn unsere Ansicht nicht geteilt - oder noch schlimmer - offen kritisiert wird, löst das bei uns emotionalen Stress aus und wir wollen uns dieser Situation schnellstmöglich wieder entziehen, indem wir oft eine defensive Haltung einnehmen ("Nein, so war das gar nicht gemeint.") oder zum Gegenschlag ansetzen ("Da redet genau der Richtige. Gerade du ..."). Am besten du machst hier einen kleinen Schritt zurück, atmest ein paar Mal tief durch und akzeptierst, dass es gerade jemanden gibt, der anderer Meinung ist. Das ist eine Situation, die absolut in Ordnung ist und an der du möglicherweise sogar wachsen kannst.


2. Suche das Gespräch - aber im richtigen Setting! 


Nicht jeder Konflikt kann und muss sofort gelöst werden. Manchmal braucht es einfach mehr Zeit oder einen anderen Rahmen. Es ist dein gutes Recht, ein Konfliktgespräch auf einen späteren Zeitpunkt oder an einen anderen Ort zu verschieben. Denn das richtige Setting ist essentiell für eine erfolgreiche Konfliktlösung. 


3. Höre aktiv zu und stelle offene Fragen. 


"Listen with the intent to understand, not the intent to reply." (Stephen Covey)


Bei Meinungsverschiedenheiten geht es nicht immer darum, die besseren Argumente oder das höhere Durchsetzungsvermögen zu haben, sondern vielmehr um die Bereitschaft, die Welt auch einmal aus der Perspektive des Gegenübers zu sehen. Nicht, um Informationen für einen Gegenschlag zu sammeln, sondern für den Blick über den eigenen Tellerrand und für ein besseres Verständnis der "anderen Seite". Damit das möglich ist, müssen wir lernen, auch tatsächlich zuzuhören. Hundertprozentige Aufmerksamkeit. Die übliche Stimme im Kopf, die sonst den nächsten Konter vorbereitet, darf sich dann stattdessen offene Fragen (die nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden können) überlegen, um die andere Perspektive noch besser kennenzulernen. 


4. Kommuniziere deine Interessen und Bedürfnisse.


Du hast deinem Gegenüber ermöglicht, die eigene Sichtweise darzulegen und hast nun einen Einblick in die Welt aus der anderen Perspektive bekommen. Jetzt bist du an der Reihe, deine Ansicht zu teilen. Achte hier besonders auf Ich-Botschaften, in denen du über dich und deine Empfindungen, deine Gefühle und deine Wünsche sprichst. Verzichte also auf Schuldzuweisungen ("Du bist ja dafür verantwortlich!"), Verallgemeinerungen ("Jedes Mal machst du ...") und Killerphrasen ("Ich weiß schon, wie das wieder enden wird."). Es geht jetzt darum, nicht über Positionen, sondern über Interessen zu sprechen. 


5. Versucht gemeinsam, eine Lösung zu finden. 


Noch wichtiger als eine gemeinsame Lösung zu finden, ist der Versuch, gemeinsam eine Lösung zu finden. Mag sein, dass es die perfekte Lösung für beide Seiten gar nicht gibt, aber manchmal ist der Weg das Ziel. In Konfliktsituationen blicken zwei Personen auf dasselbe Problem - aber aus unterschiedlichen Perspektiven. Und genau darin steckt unglaublich viel Potenzial. Beide Seiten haben sich vermutlich Gedanken über Ursachen und Lösungen gemacht, aber würden diese Erkenntnisse nur selten miteinander teilen. Dabei wäre gerade das eine Möglichkeit, noch kreativere - und vor allem für beiden Seiten befriedigende - Lösungen zu finden. Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mindmapping oder die sechs Denkhüte von De Bono eignen sich dazu ideal. 


6. Findet einen klaren Abschluss. 


Konflikte sollten nicht nur nach außen, sondern auch innerlich gelöst werden. Fühlst du dich mit einer vereinbarten Lösung noch nicht wohl, dann ist der Konflikt auch nicht gelöst. So sehr wir in unsere Komfortzone auch zurück wollen, hier sollten wir ehrlich zu uns sein und das Gespräch nicht vorzeitig für beendet erklären. Sprecht lieber noch einmal darüber, was beide Seiten aus der Konversation mitnehmen und fasst eure Lösung abschließend zusammen, um Missverständnisse auf der Zielgeraden zu vermeiden. 

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